Hunde-Blog

Tierschutzhund: Wenn auch Leckerchen nicht locken

von Tina Drews - 17 Dec, 2021

Tierschutzhund: Wenn auch Leckerchen nicht locken

Herausforderung Tierschutzhund: Ich bin Lena, 30 Jahre alt, hauptberuflich Kauffrau im Gesundheitswesen, aber nebenberuflich in der Ausbildung zur Tierpsychologin. Mein Piccolo ist ein Tierschutzhund aus Griechenland und manchmal eine echte Herausforderung – aber ich liebe ihn total. Vielleicht gerade, weil wir zusammen so viel lernen (müssen)? In dieser Artikelreihe bei Leckermeister möchte ich euch mitnehmen auf unseren Weg – von meiner Entscheidung für einen Tierschutzhund über Einreise, Kennenlernen bis zu unserem nicht ganz einfachen Alltag.

Beim letzten Mal habe ich euch von Piccolos „Leinenverhalten“ erzählt, das ja nun sehr zu wünschen übrig lässt. Heute rede ich von seinem komischen Essverhalten. Wo fange ich an? Ich kenne es eigentlich nur, dass man einem Hund Leckerchen hinhält und er sie Inhaliert... Geht euch wahrscheinlich genau so. 

Nun, Piccolo inhaliert sie nicht. Die ersten paar Tage, nachdem er bei mir war,  hatte ich ja für Piccolo gekocht. Ich wollte ihm damit quasi "Schonkost" bieten, nachdem er auf dem langen Transport von Griechenland nach Deutschland ja gar nix bekommen hatte. Den selbst zubereiteten Mix aus Reis, Hühnchen und Möhre hat er auch sehr gerne genommen. Mein Papa hatte mir auch mal gekochtes Hähnchen  für ihn mitgegeben, auch dieses wurde gefuttert. Also dachte ich erst: "Na prima, den Hund kriegt man mit Futter!"

Pustekuchen! Aber fangen wir mal von vorne an: Piccolo hat anfangs Selbstgekochtes bekommen, wie ich oben schon geschrieben habe. Nach ein paar Tagen bin ich dann erst mal auf ein Discounter-Trockenfutter umgestiegen - er hats genommen, hatte aber immer mal wieder Durchfall. Hmm... Mein früherer Hund Struppy hat das 18 Jahre lang gefressen und ich fand, es ging ihm gut dabei. Naja, seine Haufen waren immer ziemlich groß - ich habe dann herausgefunden, dass das ein Zeichen dafür sein kann, dass der Hund das Futter nicht richtig verdaut. Man lernt ja nie aus.

Also bin ich wieder umgestiegen, auf ein „gutes“ Trockenfutter und zusätzlich ein „gutes“ Nassfutter. Ich bin extra mit Piccolo zusammen in einen Tierladen bei mir in der Nähe gefahren. Die Damen da waren immer superlieb und haben mich auch sehr gut beraten, auch was Sicherheitsgeschirre und später dann Jacken anging. Aber Piccolo kam einfach mit der Kombi Trocken-Nassfutter nicht klar, er hatte auch jetzt immer mal wieder Durchfall und musste sich erbrechen. Irgendwann dachte ich, so kann es ja auch nicht weiter gehen - immerhin sollte dieser dünne Hund ja zunehmen und nicht noch mehr abnehmen.

Durch einen guten Freund habe ich Kontakt zu einem Barf-Shop bekommen, also Piccolo eingepackt und ab zum Termin. Die Verkäuferin hat sich viel Mühe gegeben und alle Rationen für Piccolo genau berechnet: Wie viel Fleisch? Wie viel Innereien? Wie viel Gemüse? Gut, wir haben den Plan fünf Wochen quasi nach "Lehrbuch" durchgezogen und es wurde trotzdem nicht besser. Es war einfach verhext - er hatte nach wie vor Verdauungsbeschwerden.

Durch Pia, die Besitzerin von Piccolos Hundefreundin Ella, bin ich dann an einen weiteren Barfer gekommen. Wir haben dann mit „sauberem Barfen“ angefangen - das heisst, erst einmal wird festgestellt, was verträgt der Hund denn überhaupt und was nicht? Es gab also erst vier Wochen Rind, dann vier Wochen Huhn, dann vier Wochen Lamm  Und ein "Kacktagebuch" (ja, ihr lest richtig!) musste ich auch führen.

Auf diese Art haben wir aber schnell (naja, schnell ist relativ! ) rausbekommen, was Piccolo verträgt und was nicht - eigentliche alle Fleischsorten, aber manches an "Zusätzen" halt nicht. Seitdem füttere ich ihn entsprechend (außer Fleisch noch Gemüse, Knochenmehl und ein Schluck Lein- oder Kokosöl) und alles ist super. Ganz vereinzelt hat er noch Durchfälle - das führe ich dann auf "generelle Nervosität" zurück ;-) 

Wenn dem Hund die Leckerchen nicht lecker schmecken

Das "Hauptfutter" geht also klar, aber Piccolo und Leckerchen ist auch so eine Sache. Bin ich mit ihm alleine, frisst er alles und gerne. Ok, zwischendurch spuckt er die Wurst manchmal 5x aus und isst sie dann, aber er isst sie. Sind wir bei meiner Familie, nimmt er Snacks nicht an. Eventuell schleckt er mal dran, aber es könnte auch ein Kotelett vor ihm liegen - sind "Fremde" dabei, frisst er nicht.​ Auch Aufstehen für Leckerchen ist nicht so sein Ding. Zum Beispiel jetzt gerade, während ich diesen Text hier schreibe, liegen Leckerchen auf dem Boden, aber er geht nicht hin. Stattdessen versucht er, die Brocken von der Couch aus anzujaulen, als ob sie dann von selbst zu ihm kämen. Versteh mal einer diesen Hund!

Grundsätzliches zum Thema Leckerchen: Wenn ein Hund die gerne nimmt, ist das in der Hundeerziehung natürlich von Vorteil. Wenn man positive / erwünschte Verhaltensweisen positiv belohnt, werden diese natürlich bestärkt. Mag ein Hund keine Snacks, muss man sich halt andere Belohnungen ausdenken! 

Diese Folgen „Herausforderung Tierschutzhund“ sind bereits erschienen: