Hunde-Blog

Tierschutzhund: Piccolos Flucht mit tiefgreifenden Folgen

von Tina Drews - 3 Dec, 2021

Tierschutzhund: Piccolos Flucht mit tiefgreifenden Folgen

Herausforderung Tierschutzhund: Ich bin Lena, 30 Jahre alt, hauptberuflich Kauffrau im Gesundheitswesen, aber nebenberuflich in der Ausbildung zur Tierpsychologin. Mein Piccolo ist ein Tierschutzhund aus Griechenland und manchmal eine echte Herausforderung – aber ich liebe ihn total. Vielleicht gerade, weil wir zusammen so viel lernen (müssen)? In dieser Artikelreihe bei Leckermeister möchte ich euch mitnehmen auf unseren Weg – von meiner Entscheidung für einen Tierschutzhund über Einreise, Kennenlernen bis zu unserem nicht ganz einfachen Alltag.

Beim letzten Mal habe ich euch von Piccolos kleiner Freiheit im großen Freilauf erzählt. Heute kommen wir zu einer Episode, über die ich gar nicht gerne spreche - seine Flucht. Diese Story wird etwas länger!

Ich bin für drei Wochen bei meiner Mama eingezogen, um dort während ihres Urlaubs ihren Papagei zu versorgen.  Sie kehrte dienstags zurück und ganz stressfrei wollte ich erst am Wochenende drauf wieder in meine eigene Wohnung zurück. Mittwoch morgen bin ich also ganz normal von ihr aus zur Arbeit und habe - wieso auch immer - Piccolo das Geschirr mit seinen ganzen Marken angelassen. Dazu muss man sagen, Piccolo bewegt sich in der Wohnung tagsüber echt überhaupt nicht. Und erst recht nicht bei meiner Mama!

Er lag also in der Wohnung in seinem Sessel und schlief, meine Mama hing draußen auf der Terrasse die Wäsche auf. Wir wissen nicht genau, wieso und vor was er sich erschrocken hatte, aber er rannte raus. Meine Mama hat noch versucht,  ihn zu locken, ist ihm erst mal hinterher und hatte ihm dann Platz gemacht, so das er wieder reingehen konnte. Aber das tat er nicht! Stattdessen traute er sich an meienr Mutter vorbei und rannte weg.

Daraufhin habe ich auf der Arbeit alles stehen und liegen gelassen und bin in einem Affenzahn los gefahren, 30 Minuten dauert das. Vor dem inneren Auge sah ich ihn die ganze Zeit schwer verletzt oder sogar tot - das war meine größte Sorge. Ich habe direkt mehrere Freunde angerufen, darunter zwei mit Hunden, die er kannte und auch die Tierrettung habe ich alarmiert, Tasso, Polizei, Feuerwehr. Und einen Suchaufruf bei Facebook haben wir natürlich auch veröffentlicht.

Wegen seiner Angst vor Straßen gingen wir eigentlich nicht davon aus,  dass er querbeet über alle möglichen Straßen rennt. Wir vermuteten also, dass er sich irgendwo in der Nähe unter irgendwelchen Büschen oder in Gärten versteckt und haben entsprechend gesucht. Meine Mama hat durchgehend geheult und machte sich Vorwürfe. Ich habe mich bemüht, sie zu beruhigen, aber ich musst mich selbst auch zusammenreißen, um einen klaren Kopf zu behalten.

Ich bin zwischendurch immer wieder nach Hause gefahren (ob er da vielleicht auftaucht?), währenddessen saß eine Freundin bei meiner Mama, wo wir alle Türen offen gelassen haben.  Endlich kam der erlösende Anruf.  „Hallo, wir haben einen Hund gefunden, suchen Sie den überhaupt schon?“ Meine erste Frage war: "Lebt er?"  Ja, er lebte! Die Dame am Telefon war erst sehr unfreundlich und hat mich erst mehrmals gefragt, wie so etwas überhaupt passieren kann.

Piccolo mit verbundemem Fuß Piccolo total erschöpft
Nach seiner Flucht: Piccolo mit verbundener Pfote, er ist fix und fertig - und ich auch! 

Nach gefühlten 100 Minuten gab sie mir dann die Adresse, ich rannte einfach zu meinem Auto, ein Kollege hinterher und riss mir meinen Autoschlüssel aus der Hand: „Du fährst nicht“. War wohl auch besser so - ich war echt durcheinander... Im Endeffekt war Piccolo war über 3 Stunden weg, und hatte (Luftlinie) etwa drei Kilometer zurückgelegt.  Er ist aber wohl sehr viele „Umwege“ gerannt, nachher haben wir von mehreren Sichtungen auch in anderen Nachbarschaften gelesen.

Ich bin der Finderin, die meine Telefonnummer auf einer von Piccolos Marken erkannt hatte,  heute noch mehr als dankbar: Sie hatte Piccolo gesehen, als er an einer Straße  fast überfahren wurde. Also hielt sie an (sie hat selbst Hunde) und lief Piccolo hinterher, als er in eine Autowerkstatt flüchtete. Zum Glück - nur wenig weiter war eine noch stärker befahrene Straße! Sie rannte rein und schrie nur „macht sofort alle Tore zu“, die Männer taten dies gottseidank auch ohne zu zögern. Damit war Piccolo also wieder "festgesetzt".

Als ich dort ankam, rannte ich natürlich sofort in die Werkstatt und fand Piccolo im „Badezimmer“, wo er ganz ängstlich um sich schaute. Die Frau sagte mir dann, Piccolo habe vermutlich nur etwas verletzte Pfoten - genauer geschaut hatte sie nicht, weil sie sich Piccolo nicht wirklich genähert hat, damit er nicht noch panischer wird. Ich habe mich bei allen bedankt und Piccolo zum Auto getragen, dann ging es erstmal nach Hause.

Dort haben wir entschieden, ihn zunächst im Auto etwas "runterkommen zu lassen", bevor wir abends den Tierarzt nach seinen Pfoten schauen ließen. Ja, er hatte wirklich „nur“die Pfoten etwas offen - durfte ein paar Tage nur kleine Runden laufen und musste dabei Söckchen tragen. Ich habe einen Tag später bei der Finderin und auch in der Werkstatt nochmals angerufen und mich erneut bedankt. Ihnen verdanke ich, dass Piccolo heute noch bei mir ist!

Bei meiner Mama sitzt der Schock dieser "Flucht" bis heute tief. Im Urlaub kann sie sich es nicht mit angucken, wenn Piccolo mit der Schleppleine am Meer rennt - dabei hört er dort wirklich super. Und als in ihn nicht aus dem Freilauf nach Haus bekam, erkundigte sie sich gefühlt jede fünf Minuten: „Und, hast du ihn“?“ Da war sie schon wieder fix und fertig mit den Nerven, obwohl er dort ja nicht mal weg konnte! Sie macht sich Vorwürfe, obwohl es wirklich jedem passieren kann: Nur eine Sekunde nicht hinsehen...

Wenn man in der Paniksituation "Der Hund ist weg!" steckt, ist es natürlich zu spät, sich solche Tipps anzusehen, aber vielleicht sollte man sich das vorher mal durchlesen: Tasso-Suchtipps für entlaufene Hunde und Katzen.  Piccolo trägt seit diesem Vorfall übrigens einen GPS-Tracker. Den habe ich noch am selben Abend bestellt, und ich persönlich finde diesen hier echt gut, man kann ihn auch in der ganzen EU benutzen.

Diese Folgen „Herausforderung Tierschutzhund“ sind bereits erschienen: