Herausforderung Tierschutzhund: Ich bin Lena, 30 Jahre alt, hauptberuflich Kauffrau im Gesundheitswesen, aber nebenberuflich in der Ausbildung zur Tierpsychologin. Mein Piccolo ist ein Tierschutzhund aus Griechenland und manchmal eine echte Herausforderung – aber ich liebe ihn total. Vielleicht gerade, weil wir zusammen so viel lernen (müssen)? In dieser Artikelreihe bei Leckermeister möchte ich euch mitnehmen auf unseren Weg – von meiner Entscheidung für einen Tierschutzhund über Einreise, Kennenlernen bis zu unserem nicht ganz einfachen Alltag.
In der letzten Geschichte habe ich euch ja von Piccolos erstem Urlaub erzählt, heute erzähle ich euch von seiner Liebe zu Ella, einer fünfjährigen Hundedame aus der Nachbarschaft. Sie ist eine Mischlingshündin (Golden Retriever / Maremmano) und ich war irgendwann mit Piccolo spazieren, als wir mit ein paar Menschen und Hunden auf einer Wiese zusammenstanden. So habe ich Pia kennengelernt - sie ist die Besitzerin von Ella und wir haben uns auf Anhieb verstanden. Und die Hunde übrigens auch!
Es hat eine Weile gedauert, bis wir einen Termin für ein Treffen gefunden haben, auf dem Freilauf war das. Wir haben uns gefreut und die Hunde offenbar auch - sie haben irgendwie einen Draht zueinander. Durch Ella bekommt Piccolo mehr Sicherheit und Ella passt irgendwie auf Piccolo auf. Ein bisschen gehen wir davon aus, dass Ella denkt, Piccolo ist ihr „Baby“, also Muttergefühle! Das ist sicherlich auch gar nicht so weit hergeholt, wenn man Ellas "Rasseanteil" Herdenschutzhund (das sind nämlich Maremmanos) bedenkt.
Ella ist eigentlich nicht so der spielfreudige Typ, sie spielt oft nur mit Hunden die sie schon länger kennt. Aber nach drei oder vier Treffen war das Eis richtig gebrochen. Piccolo kann inzwischen sogar das das Kommando „Schnapp dir die Ella“: Er rennt auf sie zu und dann jagen sich beide in einem Affenzahn über die Wiese. Es gab mal eine Situation, da belauerte ein Hund Piccolo - aber gleich dahinter lauerte auch Ella und als der fremde Hund auf Piccolo los wollte, stürmte auch Ela los und stellte sich dazwischen. Sie regelte das ganz souverän - nicht grob, stellte sich halt bellend dazwischen. Kein Streit, keine Beißerei!
Übrigens: Wenn Hunde sich beißen, sollte man nicht in Panik verfallen, es ist Ruhe angesagt. Am besten versucht man wegzugehen, meistens kommt der Hund hinterher. Sollte es allerdings eine starke Beißerei geben, MUSS man entschlossen dazwischen gehen. Das muss dann so entschieden und eindeutig geschehen, dass der fremde Hund die Intervention wirklich ernst nimmt.
Piccolo war und ist mit Ella ganz anders - sie haben sich nicht gesucht, aber gefunden. Und Ellas Besitzerin Pia war auch die erste "fremde Person", von der sich Piccolo hat freiwillig streicheln lassen. Sie hat ihn einfach in Ruhe gelassen und ihn nicht bedrängt. Nach 3 Wochen hat er sich dann entschieden, sich am See auf ihr Kleid zu setzen (war wohl angenehmer als der Sand) und nach 4 Wochen durfte sie ihn anfassen.
Schleppleine loslassen - ja oder nein?
Auf unseren Ausflügen und Spaziergängen war Piccolo übrigens immer mit Schleppleine unterwegs. Natürlich gab es auch einige, wenige Situationen, in denen ich die Wahl hatte zwischen "Arm abreißen" oder loslassen. Wenn ich dann losließ, loslassen musste, kam er aber auch immer wieder. Einmal jedoch war er irgendwie auf die andere Seite eines kleines Grabens geraten und da stand er nun, keine zwei Meter entfernt. Aber er kam NICHT und auch nicht, als Ella direkt neben mir stand. Kurzerhand bin ich dann durch den Graben gelatscht (es waren übrigens 5 Grad und Winter!) und habe mir die Schleppleine gegriffen. Gut gegangen!
Seitdem versuche ich noch besser alle Situationen zu vermeiden, wo ich die Schleppleine loslassen muss - auch wenn Piccolo sowieso zur Sicherheit einen GPS-Tracker hat. Wir fahren daher oft zum Freilauf und davon erzähle ich euch in der nächsten Folge noch mehr.
Diese Folgen „Herausforderung Tierschutzhund“ sind bereits erschienen:
- Wieso ich einen Tierschutzhund aus dem Ausland adoptieren möchte
- Wie man eine seriöse Vermittlung für Tierschutzhunde aus dem Ausland erkennt
- Wie ich meinen Piccolo im Internet entdeckte
- Wie der Hundetransport nach Deutschland ablief
- Wie die Übergabe ablief und wie ich Piccolo das erste Mal sah
- Piccolos erste Tage bei mir zuhause - und das Gassigeh-Problem
- Piccolo und seine Ängste - Alleinbleiben gehört nicht dazu
- Fremde Welten - ein Angsthund im Urlaub in neuer Umgebung