Liebe Katzenfreunde, liebe Katzenfreundinnen -
Angst ist für Katzen ein wichtiger Bestandteil des Überlebensinstinkts. Was Katzen nicht kennen, fürchten sie erst einmal. Normalerweise flüchten oder verstecken sie sich. Habt ihr eine besonders scheue oder ängstliche Fellnase, die sich nur ungern anfassen oder auf den Arm nehmen lässt, bedarf es vor allem viel Geduld. Mit den richtigen Erziehungstipps könnt ihr aber meist ihr Vertrauen gewinnen. Solange sich Neugier und Angst die Waage halten, ist alles in Ordnung.
Katzen haben ein sehr feines Gehör. Geräusche, die wir kaum wahrnehmen, können für sie sehr laut klingen. Vor allem plötzliche oder unbekannte Geräusche können unseren Samtpfoten große Angst machen. Solange sich eure Fellnase jedoch zurückziehen kann, ist alles gut. Zeigt euer Stubentiger jedoch Angstsymptome, die über normale Furcht hinausgehen, sollten die Ursachen für dieses Verhalten erforscht werden. Eventuell kann man auch einen Katzenpsychologen hinzuziehen. Mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Sensibilität kann man der Katze oft ihre Angst nehmen.
Woher kommen Angststörungen bei Katzen?
Eine Angststörung bei Katzen kann verschiedene Ursachen haben. Diese können tief sitzen und sind oft in der Kindheit begründet. Ist ein Kitten nur wenigen Außenreizen ausgesetzt oder erfährt nicht genug menschliche Zuwendung, fühlt es sich im Erwachsenenalter oft schnell überfordert, weil es nie gelernt hat, mit den entsprechenden Reizen umzugehen. Das Gleiche gilt, wenn eine Katze schlechte Erfahrungen mit einer Bezugsperson macht. Manchmal führen versehentliche Umgangsfehler mit der Katze dazu, dass die Mieze Angst vor seinem Besitzer entwickelt. Auch kann sich eine Katze vor einem bestimmten Familienmitglied fürchten, wenn dieses die Mieze regelmäßig bestraft oder anschreit. Manche Fellnasen haben Angst vor bestimmten Personengruppen, zum Beispiel vor Fremden oder vor Kindern. Hier könnte ein Kindheitstrauma schuld sein. Wurde die junge Katze beispielsweise ständig an ihrem Rückzugsort von spielenden Kindern gestört, gegen ihren Willen auf den Arm genommen, festgehalten oder herumgetragen, kann das bei einem sensiblen Tier auf Dauer zu einer Angststörung führen.
Es ist daher wichtig, dass Katzen bereits als Kitten die Möglichkeit erhalten, fremde Menschen, andere Tiere und Alltagsgeräusche (Straßenverkehr, Küchen- und Haushaltsgeräte) in sicherer Umgebung kennenzulernen, damit sie im Erwachsenenalter keine Angst mehr davor haben. Lernen Kitten dies nicht, kann es sein, dass sie später sehr scheu und ängstlich werden - eine unbegleitete Konfrontation wie auf dem Bild unten ist auch keine gute Idee!
Eine Angststörung kann auch im umgekehrten Fall entstehen, wenn ein Kitten in den ersten Wochen seiner Entwicklung zu viele äußere Reize erhält. Eine zu frühe Trennung von der Mutter oder sehr häufige Veränderungen im Umfeld der Fellnase können ebenfalls zu Angst führen. Manchmal können die Symptome einer Angststörung aber auch hormonell bedingt sein oder werden verursacht durch eine ernsthafte körperliche Erkrankung der Katze. Im schlimmsten Fall können Katzen sogar Phobien entwickeln, zum Beispiel vor Hunden oder vor bestimmten Haushaltsgeräten wie dem Staubsauger. In diesem Fall sollte unbedingt ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.
Wie verhalten sich überängstliche Katzen?
Eine Katze mit Angststörung verkriecht sich oft, lässt sich nicht anfassen und manchmal reagiert sie auf jeden noch so kleinen Reiz mit Aggressionen oder sofortiger Flucht. Daher solltet ihr euch im alltäglichen Umgang mit ihr besonders viel Zeit nehmen und darauf achten, ihre Angst nicht etwa noch mit hektischen Bewegungen oder lauten Geräuschen zu verstärken. Verkriecht sich eurer Stubentiger, wenn Fremde im Haus sind, versucht nicht ihn aus seinem Versteck herauszuholen, das macht die Sache nur noch schlimmer. Auch sollte eure Fellnase nicht gegen ihren Willen angefasst oder auf den Arm genommen werden. Ihr könnt euren Schatz aber mit einem Leckerli belohnen, wenn er von selbst auf euch zukommt. Es hilft viel mit der Katze zu sprechen – in einem sanften, leisen Ton, damit sich die Samtpfote an eure Stimme gewöhnt und euch nicht mehr als Bedrohung wahrnimmt.
Bessern sich die Angstsymptome nicht, empfiehlt es sich auf jeden Fall, einen Experten zurate zu ziehen. Ein Katzenpsychologe kann mithilfe einer Verhaltenstherapie das Vertrauen und die Bindung zwischen Mensch und Tier stärken. Mithilfe eines Therapeuten lernt die Katze, dass sie Angst auslösende Situationen überwinden kann, wenn ihre Bezugsperson anwesend ist. Zusätzlich könnt ihr versuchen, euren Stubentiger mit Bachblüten (bitte nur Präparate ohne Alkohol oder Obstessig verwenden!) für Katzen zu behandeln, jedoch nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt! Ein paar Tropfen am Tag genügen in der Regel. Um die ängstliche Katze nicht unnötig zu stressen, könnt ihr die Tropfen einfach ins Trinkwasser oder ins Futter geben.
Wie ihr einer scheuen Katze mehr Sicherheit gebt
Eine scheue Katze braucht vor allem Freiraum, bietet ihr daher ausreichend Rückzugsmöglichkeiten an (Höhlen, Ecken oder Nischen). Dabei solltet ihr sie aber immer noch sehen und beobachten können. Starrt sie dabei aber bloß nicht an! Das könnte sie als Bedrohung auffassen, was nicht gerade förderlich für den Vertrauensaufbau ist. Indirekte Blicke und langsames Blinzeln sind erlaubt. Nähert sich die scheue Katze versucht nicht allzu überschwänglich zu reagieren. Lasst sie an euch schnuppern oder versucht sie mit interessanten Spielzeugen aus der Reserve zu locken. Spielangeln sind zum Beispiel sehr gut geeignet, da mit diesem Spielzeug eine gewisse Distanz zwischen euch erhalten bleibt.
Es ist von Katze zu Katze unterschiedlich, wie schnell Vertrauen aufgebaut wird. Eine Woche solltet ihr mindestens einplanen. Wird eure Katze dann immer noch nicht zutraulicher, solltet ihr den Katzenpsychologen hinzuziehen. Ihr solltet auch prüfen, ob die Haltungsbedingungen wirklich stimmen. Hat eure Samtpfote alles, was sie braucht? Manchmal sind es nur Kleinigkeiten wie ein ungewohnter Geruch, die falsche Position der Katzentoilette oder eine unbewusste Verhaltensweise.
Wenn die Mieze Angst vor dem Tierarzt hat
Hat eure Mieze Angst vor dem Tierarzt, könnt ihr einiges tun, um ihr die Furcht zu nehmen. Neben guter Vorbereitung sind dabei vor allem Ruhe, Gelassenheit und Umsicht wichtig. Mit eurer Unsicherheit könnt ihr die Angst vor dem Tierarzt nämlich noch verstärken. Ihr könnt auch euren eigenen Stress auf die Katze übertragen, was die Behandlung für alle Beteiligten erschweren kann. Also plant auf jeden Fall genug Zeit für den Arztbesuch ein! Versucht Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Ständiges Trösten und Zureden macht der Katze zudem noch mehr Angst, weil sie dann das Gefühl hat, dass etwas wirklich Schlimmes passiert. Ebenso wenig hilfreich sind laute, schrille und aggressive Töne. Redet also sanft mit ihr. Versucht den Tierarztbesuch so kurz wie möglich zu halten. Meidet unnötig lange Wartezeiten! Vereinbart am besten vorher schon telefonisch einen Termin. Die ungewohnte Umgebung und womöglich noch andere Tiere mit ihren Gerüchen sind zusätzliche Stressfaktoren. Je weniger lange sie das ertragen muss, desto besser.
Gestaltet eurer Samtpfote die Reise zur Tierarztpraxis so angenehm wie möglich. Legt eine Decke ins Körbchen und belohnt sie mit Leckerlis. Beruhigende Substanzen können euren Stubentiger zusätzlich beim Entspannen helfen (Pheromone, Katzenminze oder Baldrian). Gewöhnt eure Katze schon vorher an den Katzenkorb, nicht erst am Tag des Termins. Lasst diesen einfach ein paar Tage vorher in der Wohnung stehen, gemütlich ausgestattet mit Kuscheldecken, Spielzeug und einem gelegentlichen Leckerli. Was die Katze kennt, macht ihr keine Angst.